Lenovo WWAN unter Linux aktivieren (Beispiel: Quectel EM120R_GL auf Rocky Linux 10)

Viele Lenovo-Notebooks besitzen ein integriertes WWAN-Modem (z. B. Quectel EM120R_GL oder EM160R_GL).
Unter Linux erkennt das System die Hardware zwar, aber die Verbindung scheitert oft am sogenannten FCC-Unlock.
Ohne diesen Schritt bleibt das Modem in einem blockierten Zustand (Invalid transition Fehler in ModemManager).

Lenovo stellt dafür ein offizielles WWAN-Enablement-Tool bereit:
👉 Lenovo WWAN Enablement on Linux (PDF)
👉 GitHub: lenovo-wwan-unlock


Voraussetzungen

  • Linux-Distribution mit aktuellem Kernel (ab 6.x empfohlen, getestet mit Rocky Linux 10)
  • git installiert
  • ModemManager aktiv
  • Zugriff auf nmcli oder die GNOME-Netzwerkverwaltung

Hinweis zur APN-Konfiguration

In meinem Beispiel nutze ich einen Telekom-Vertrag.
Die APN-Konfiguration muss natürlich zum jeweiligen Anbieter passen.
Da sich APN-Namen ändern können, empfehle ich, die aktuellen Werte direkt beim Anbieter zu prüfen.

Typische Stellen, an denen der APN konfiguriert wird:

  • nmtui → Menü Edit a connection → Mobilfunk-Verbindung auswählen → APN eintragen
  • GNOME Network Settings → Mobile Broadband → Details → APN setzen
  • nmcli (CLI):
    nmcli con modify <connection-name> gsm.apn <APN-NAME>
    nmcli con down <connection-name>; nmcli con up <connection-name>

Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Lenovo WWAN Unlock Tool installieren

git clone https://github.com/lenovo/lenovo-wwan-unlock.git
cd lenovo-wwan-unlock
chmod +x fcc_unlock_setup.sh
sudo ./fcc_unlock_setup.sh

2. FCC-Unlock für ModemManager aktivieren

sudo mkdir -p /etc/ModemManager/fcc-unlock.d
sudo ln -sft /etc/ModemManager/fcc-unlock.d   /usr/share/ModemManager/fcc-unlock.available.d/*
sudo systemctl restart ModemManager

3. Verbindung aufbauen

Über GNOME einfach den Schalter Mobile Broadband aktivieren.
Oder direkt in der CLI:

nmcli con up telekom

Kontrolle

nmcli device status
ip a s wwan0

Beispielausgabe (gekürzt):

4: wwan0: <POINTOPOINT,NOARP,UP,LOWER_UP> mtu 1500 ...
    inet6 2a01:599:.../64 scope global

Das Modem ist nun UP und online.
Bei Telekom gibt es meist sofort IPv6-Adressen. IPv4 ist je nach Vertrag/APN (z. B. internet.telekom, internet.t-mobile, internet.business) ebenfalls möglich.


Troubleshooting

  • Falls das Modem nach dem Boot nicht online geht → Logs prüfen:
    journalctl -u ModemManager -n 100 --no-pager
  • Unterschiedliche APNs testen (internet.telekom, internet.t-mobile).
  • Verbindung auf Autostart setzen:
    nmcli con modify telekom connection.autoconnect yes

Fazit

Mit dem offiziellen lenovo-wwan-unlock und den FCC-Unlock-Symlinks läuft das interne WWAN-Modem auf Lenovo-Geräten auch unter Rocky Linux stabil.
Die Lösung ist generisch und funktioniert auch für andere Distributionen (z. B. Fedora, Debian, Ubuntu), solange der Kernel ≥ 6.x ist und ein aktueller ModemManager vorhanden ist.